Ganz wichtig vorab!

Es kommt sehr häufig vor, dass die Rümpfe für die Osmoseuntersuchung nur mit einem Feuchtigkeitsmessgerät überprüft werden. Hier ist Vorsicht geboten! Ein Feuchtigkeitsmessgerät, egal wie gut es ist, misst nur die Feuchtigkeit. Es kann keine Osmose erkennen, sondern nur ob sich Feuchtigkeit im Laminat bzw. dem Antifouling befindet oder nicht! Lassen Sie sich von den Ergebnissen einer Feuchtigkeitsmessung nicht blenden. Ein Rumpf kann komplett durchnäßt sein und keine einzige Osmoseblase haben! Genauso kann ein halbwegs trockener Rumpf übersät mit Blasen sein.

Zu einer Osmoseuntersuchung gehört mehr als nur ein Messgerät an den Rumpf halten!

Was ist Osmose?

Osmose ist der natürliche Prozess zweier Flüssigkeit unterschiedlicher Dichte, die durch eine semi-permeable Membran getrennt sind, ein Gleichgewicht ihrer Dichte herzustellen.
Das heißt im Klartext, dass die Flüssigkeit mit der niedrigeren Dichte durch die Membran dringt um sich mit der Flüssigkeit mit der höheren Dichte zu verbinden um die Dichten auszugleichen.
Das gleiche Prinzip nutzen z.b. Bäume um das Wasser aus den Wurzeln in die Blätter zu bekommen.

Aber wie kommt es zur Osmose bei meinem Boot?

Kein Boot ist wirklich dicht! Es immer eine Frage der Zeit. Manchmal dringt das Wasser schneller in den Rumpf ein und ich habe früh mit den Problemen zu kämpfen, manchmal so langsam, dass es wahrscheinlich nie bemerkt wird. Das ist natürlich von Boot zu Boot verschieden. Die Gründe warum Wasser überhaupt in den Rumpf eindringen kann sind folgende. Auf unser schwimmendes Schiff wirkt der hydrostatische Druck, der von unten gegen den Rumpf drückt. Dazu kommt, dass unser Unterwasseranstrich und das Gelcoat nicht zu 100% Wasserundurchlässig sind. Ein weißes Gelcoat zum Beispiel ist dichter als ein blaues Gelcoat. Warum das so ist, ist durch die Anzahl der Farbpigmente zu erklären. Je mehr Pigmente, desto durchlässiger die Gelcoat-Schicht.

Während der Bauphase unseres Schiffes kommt es zu kleinen Lufteinschlüssen in den Glasfaserschichten. In diesen kleinen Blasen befinden sich manchmal noch Reste von nicht ausgehärtetem Harz, Lösungs- oder Bindemitteln. Dringt jetzt das Wasser durch den hydrostatischen Druck durch das Gelcoat und durch das Laminat in diese kleinen Hohlräume ein, kommt es zu einer chemischen Reaktion und es entsteht eine sauere Flüssigkeit mit einer höheren Dichte. Jetzt beginnt die Osmose. Das Wasser dringt jetzt schneller durch das Gelcoat und der Druck in dem gefüllten Hohlraum steigt an. Langsam bilden sich die typischen osmotischen Blasen, die mit der Zeit durch das Gelcoat brechen können.

Wie kann ich sicher gehen, dass es sich um Osmose handelt?

Finde ich an meinem Rumpf Blasen muss es nicht unbedingt Osmose sein. Es gibt noch mehrere Ursachen für Blasen im Gelcoat. Aber die osmotische Blase hat etwas, das sie von allen anderen Blasen unterscheidet. Und das ist der Geruch der eingeschlossenen Flüssigkeit. Wenn es nämlich zu der oben genannten chemischen Reaktion zwischen Wasser und den Resten der GFK Herstellung kommt, entsteht eine leichte Essigsäure, und die riecht man! Beim Aufstechen einer Blase (Schutzbrille tragen, Blase steht unter Druck) spritz die Flüssigkeit heraus und man kann mit Hilfe von ph-Papier (Lakmus-Testpapier) den ph-Wert messen. Bei starker Osmose liegt der Wert zwischen 5,5 und 4,5 sonst immer unterhalb von 6,5.

  • Meerwasser hat einen Wert von 7,5 -8,4
  • Reines Wasser von 7 (neutral)
  • Süßwasser 6-7
  • Mineralwasser etwa 6
  • Regen 5,6

Sie wollen mehr über Osmose wissen oder haben Fragen zu Ihrem Boot? Schreiben Sie mir